Nach einem Vierteljahrhundert sieht die Mehrzahl der Bundesbürger die Wiedervereinigung einerseits als gut gelungen (73 Prozent), andererseits als nicht vollendet (67 Prozent) an. Diese zwiespältige Perspektive eint Mehrheiten in den alten und neuen Ländern. Die Ostdeutschen bewerten das Gelingen der Wiedervereinigung allerdings etwas verhaltener als die Westdeutschen (66:76 Prozent). Gleichzeitig gilt in den neuen Ländern die Vereinigung häufiger als in den alten als noch nicht abgeschlossener Prozess (77:64 Prozent). Nur wenige Zweifel haben die Deutschen hinsichtlich der Vorbildwirkung der Wiedervereinigung: Acht von zehn sind überzeugt, die Überwindung der innerdeutschen Teilung könne ein Modell auch für andere Länder sein (82 Prozent). Weniger einig sind sich die Bundesbürger in ihrem Urteil zu den Kosten: Knapp die Hälfte moniert, die Wiedervereinigung habe insgesamt viel zu viel gekostet (47 Prozent), kaum minder viele (43 Prozent) teilen diese Meinung jedoch nicht.
Gut die Hälfte der Bundesbürger verbindet mit der deutschen Einheit auch persönliche Vorteile (55 Prozent). Mit 67 Prozent sehen insbesondere Ostdeutsche überwiegend positive Folgewirkungen für das eigene Leben. Immerhin etwa jeder Sechste in Ost wie West (17 Prozent) konstatiert allerdings, der Vereinigungsprozess habe für sie persönlich eher negative Konsequenzen gehabt. Für zehn Prozent gehen von der Einheit gleichermaßen Vor- und Nachteile für das eigene Leben aus. Jeder Siebte sieht keinerlei persönliche Auswirkungen (14 Prozent), darunter insbesondere Westdeutsche (17 Prozent).
Eine auffällig positive Perspektive nehmen die jungen Bundesbürger ein: Die unter 30jährigen sind am ehesten vom Modellcharakter der Wiedervereinigung überzeugt (90 Prozent) und vertreten mit am häufigsten die Ansicht, die Vereinigung sei alles in allem gut gelungen (79 Prozent). Sie sehen seltener als nachfolgende Altersgruppen die Einheit als noch unvollendet an (58 Prozent) und problematisieren am wenigsten bislang entstandene Kosten (30 Prozent). Gleichzeitig sehen sie sich als größte Nutznießer der Wiedervereinigung: Von den unter 30jährigen vertreten zwei Drittel (65 Prozent) die Meinung, die Einheit habe ihnen persönlich eher Vorteile gebracht, in den übrigen Altersgruppen ist es etwa die Hälfte.