ARD-DeutschlandTREND
November 2018
Seit der Ankündigung von Angela Merkel nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, haben sich eine Reihe von Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Nachfolge in Stellung gebracht. Von den drei aussichtsreichsten Kandidaten kann die Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer innerhalb der CDU-Anhängerschaft derzeit am meisten überzeugen: Für sie würden sich 46 Prozent entscheiden, für den früheren Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz 31 Prozent und für den Gesundheitsminster Jens Spahn 12 Prozent. Im Zuge der Personaldiskussion wird auch über den künftigen inhaltlichen Kurs der CDU debattiert. Aus Sicht der meisten CDU-Anhänger (48 Prozent) ist die Partei derzeit genau richtig aufgestellt. Ein knappes Drittel (31 Prozent) wünscht sich eine konservativere Positionierung. Jeder siebte Anhänger hält die Christdemokraten aktuell für zu konservativ (15 Prozent). Im Vergleich zum Frühjahr ist der Wunsch der CDU-Anhänger nach einer konservativeren Ausrichtung allerdings stärker geworden (+12 Punkte). Die Diskussion über die Ausrichtung der CDU wird von einer deutlichen Mehrheit der Bundesbürger (87 Prozent) begrüßt. Auch deren Anhänger befürworten es, dass in der Partei offen über die Neuausrichtung der Partei diskutiert wird (92 Prozent). Eine inhaltliche Positionsbestimmung wird sicherlich nicht zuletzt deshalb als positiv erachtet, weil die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) inhaltliche Klarheit bei der CDU vermisst. 50 Prozent konstatieren zudem, dass die CDU in den letzten Jahren in der Bundesregierung nichts erreicht hat, was besonders aufgefallen wäre.
Noch stärker als die CDU steht der sozialdemokratische Koalitionspartner in der Kritik. Gut zwei Drittel der Bürger (68 Prozent) finden, dass man bei der SPD nicht wisse, wofür sie eigentlich steht. Auch jeder zweite SPD-Anhänger (46 Prozent) beklagt eine inhaltliche Orientierungslosigkeit. Eine große Mehrheit (75 Prozent) kritisiert außerdem, dass die Erneuerung der SPD unter der Ägide von Andrea Nahles nicht gut vorankommt – das gilt auch für das Gros der SPD-Anhänger (58 Prozent).
Erstmals seit vier Monaten liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder auf Platz 1 der beliebtesten Politiker in Deutschland: Mit ihrer Arbeit sind 50 Prozent zufrieden, ein Plus von 6 Punkten im Vergleich zum Vormonat. Im Unterschied dazu verlieren die Vorsitzenden der beiden anderen Regierungsparteien weiter Rückhalt in der Bevölkerung. Die SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles muss mit einer Zustimmungsrate von 26 Prozent nicht nur einen Verlust von 4 Punkten gegenüber dem Vormonat, sondern auch die schlechteste Bewertung seit ihrem Eintritt ins Bundeskabinett 2013 verkraften. Der CSU-Vorsitzende und Innenminister Horst Seehofer verzeichnet mit einer Zustimmungsrate von nur noch 20 Prozent seinen niedrigsten bisher gemessenen Wert im ARD-DeutschlandTREND. Mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) würde es begrüßen, wenn Kanzlerin Merkel bis zur nächsten Wahl im Amt bleibt. Anders bei Seehofer: Drei Viertel (73 Prozent) sind der Meinung, er solle das Amt des Innenministers abgeben.
Ein deutliches Plus für die Grünen ist nach Ansicht der Bürger (75 Prozent), dass sie sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen. Ihre klare Haltung wirkt sich auch deshalb positiv für die Grünen aus, weil im Gegensatz zu SPD und CDU nur eine Minderheit unzureichende inhaltliche Klarheit bei den Grünen bemängelt (28 Prozent). Auch teilt immer noch die Hälfte (50 Prozent) die Auffassung, derzufolge sich einzig die Grünen wirklich um den Klimaschutz kümmern.
Die politische Stimmung ist günstig für die Grünen, für sie würden sich aktuell 23 Prozent der Wähler entscheiden (+6 Punkte gegenüber dem ARD-DeutschlandTREND unmittelbar vor der Bayern-Wahl). Zuletzt erreichten sie im August 2011 nach der Fukushima-Katastrophe ein solches Stimmenniveau. Die CDU/CSU könnte unverändert 26 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die SPD verliert leicht und kommt nur noch auf 14 Prozent (-1) – erneut Rekordtief im ARD-DeutschlandTREND. Auch AfD (14 Prozent, -2), Linke (9 Prozent, -1) und FDP (8 Prozent, -2) müssen Verluste hinnehmen.
Grundgesamtheit:Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Stichprobe:Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren:Telefoninterviews (CATI)
Fallzahl:1.006 Befragte
Sonntagsfrage: 1.506 Befragte
Erhebungszeitraum:12. bis 13. November 2018
Sonntagsfrage: 12. bis 14. November 2018
Schwankungsbreite:liegt mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit
bei einem Anteilswert von 5 Prozent bei unter 1,4 bzw.
bei einem Anteilswert von 50 Prozent bei unter 3,1 Prozentpunkten.
Durchführendes Institut:infratest dimap
