ARD-DeutschlandTREND Dezember 2022
Repräsentative Studie im Auftrag der ARD
Vor knapp einem Jahr hat die erste Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP die Amtsgeschäfte übernommen. Überwog zum Auftakt bei den Bürgern das positive Urteil, sind aktuell nur 30 Prozent mit den Leistungen der Koalition zufrieden. Wie schon zuvor bei anderen Regierungswechseln im Bund ging auch der Rückhalt für die Ampel-Koalition nach dem Amtsantritt zurück, wobei Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflationsentwicklung seit dem Frühjahr beschleunigend wirkten.
Neben den besonderen thematischen Herausforderungen der letzten Monate gelten Konflikte zwischen den Koalitionspartnern als Grund für die Unzufriedenheit mit der Ampel. Neue Differenzen bahnen sich derzeit beim Staatsbürgerrecht an. Die Pläne der SPD-Innenministerin, Einbürgerungen in Deutschland zu erleichtern, sind allerdings auch unter den Bundesbürgern umstritten. Die eine Hälfte unterstützt Überlegungen, die Staatsbürgerschaft in Deutschland künftig schneller erlangen zu können. Die andere Hälfte hält verkürzte Fristen zum Erwerb der Staatsbürgerschaft für falsch.
In der aktuellen politischen Stimmung bleiben die Ampelparteien ohne Mehrheit. Alle drei Koalitionsparteien büßen in der Sonntagsfrage Rückhalt ein. SPD und Grüne hätten jeweils 18 Prozent (jeweils -1), die Liberalen 5 Prozent (-1) in Aussicht. Die CDU/CSU legt dagegen zu und käme aktuell auf 30 Prozent (+2), der beste Wert für sie im ARD-DeutschlandTREND seit März 2021. Die AfD läge mit 15 Prozent (+1) ebenfalls leicht besser als im Vormonat, die Linke unverändert bei 5 Prozent. Trotz des CDU/CSU-Vorsprungs in der Sonntagsfrage und der Kritik an der Ampel bleibt das Vertrauen in eine unionsgeführte Regierung begrenzt. Dass unter CDU/CSU-Führung die in Deutschland aktuell anstehenden Aufgaben und Probleme besser gelöst werden würden, glaubt nur jeder sechste Bundesbürger. Weitere 22 Prozent würden in diesem Fall allenfalls ähnlich gute Regierungsleistungen erwarten. Auch personell ragt die Union weiter nicht heraus. Unions-Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz bleibt im Bevölkerungsurteil trotz Zugewinns nach wie vor im Mittelfeld.
An die Wertschätzung der letzten Bundeskanzlerin kommt gegenwärtig nicht nur Friedrich Merz nicht heran. Unmittelbar vor ihrer Verabschiedung vor einem Jahr äußerten sich zwei Drittel zufrieden zur Arbeit von Angela Merkel. Ein Zuspruch, den selbst Annalena Baerbock als nach wie vor populärste Bundespolitikerin klar verfehlt. Trotz zuletzt wachsender Kritik an ihrer früheren Regierungsarbeit, insbesondere ihrer Russland- und Energiepolitik, stellen der CDU-Politikerin sechs von zehn Bundesbürgern auch rückblickend ein gutes Zeugnis aus.
Noch bis Mitte Dezember findet in Katar die Fußball-WM der Männer statt. Katar erhofft sich von der Austragung der WM nicht zuletzt einen Ansehensgewinn. Auf die Wahrnehmung des Gastgeberlandes in Deutschland hat das Sportevent bislang keinen positiven Einfluss. Die Hälfte der Bundesbürger gibt an, dass ihr aktuelles Bild von Katar genauso schlecht ausfällt wie vor Beginn des Turniers, jeder Vierte blickt nach eigenen Angaben sogar kritischer auf das Emirat. 14 Prozent bezeichnen ihr Katar-Bild als unverändert gut. Faktisch niemand schaut positiver auf den Golfstaat als vor dem 20. November. Zu Beginn der WM sorgte vor allem die Positionierung zu den Verhältnissen in Katar für Diskussionen in Deutschland. Grundsätzlich unterstützt es eine Mehrheit, wenn bei Sportwettbewerben in Ländern, die aufgrund der politischen und Menschenrechtssituation in der Kritik stehen, deutsche Sportler ihren Standpunkt vor Ort äußern. Die Art und Weise, wie DFB und deutsche Mannschaft im Emirat Stellung bezogen haben, überzeugt allerdings nur jeden Vierten.
Bei aller Distanz gegenüber Katar gibt es in der deutschen Bevölkerung keine Mehrheit, die einen wirtschaftlichen Austausch mit dem Emirat rundweg ablehnt. Das Urteil der Bundesbürger fällt allerdings gespalten aus. 40 Prozent bezeichnen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Land, einschließlich der abgeschlossenen Energiepartnerschaft als falsch, 43 Prozent unterstützen dagegen grundlegend Geschäfte mit dem Golfstaat.
Wahlberechtigte in Deutschland
Zufallsbasierte Telefon- (davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk) und Online-Befragung
1.318 Befragte
(862 Telefoninterviews und 456 Online-Interviews)
28. bis 30. November 2022
2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent
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