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Klimawandel: Bereitschaft zu Verhaltensänderungen in Ernährung und Mobilität

SWR - Report Mainz

Ein sichtbarer Teil der Deutschen stellt angesichts des Klimawandels Änderungen im eigenen Lebensstil in Aussicht. Bei jedem Sechsten (16 Prozent) kommt ein geringerer Fleischkonsum oder auch vollständiger Fleischverzicht aus Klimaerwägungen in die nähere Betrachtung („auf jeden Fall“), weitere 33 Prozent wollen dies für sich jedenfalls nicht ausschließen („eher ja“). 41 Prozent stehen einer derartigen Anpassung des eigenen Essverhaltens ablehnend gegenüber. Für sie kommt ein geringerer Fleischkonsum oder vollständiger Fleischverzicht aus Klimaschutzgründen eher nicht (23 Prozent) oder auf keinen Fall (18 Prozent) in Betracht. Bereitschaft zu Anpassungen in der eigenen Ernährung signalisieren insbesondere formal höher Gebildete. Auch sind Frauen eher als Männer zu entsprechenden Änderungen bereit. Knapp jeder zehnte Deutsche gibt an, sich bereits vegetarisch oder vegan zu ernähren, darunter überdurchschnittlich viele Jüngere.

Änderungen in der PKW-Nutzung sind angesichts des Klimawandels für etwa jeden dritten Deutschen (35 Prozent) denkbar. Aus Klimaschutzgründen auf das eigene Auto zu verzichten oder zumindest seltener Auto zu fahren, ist dabei eine Option, die 12 Prozent ernsthaft in Erwägung ziehen („auf jeden Fall“) und 23 Prozent sich zumindest vorstellen könnten („eher ja“). Für 44 Prozent steht dies dagegen außerhalb der Betrachtung. Änderungen im individuellen Mobilitätsverhalten kommen für sie eher nicht (24 Prozent) bzw. auf gar keinen Fall (20 Prozent) in Frage. Etwa jeder fünfte Bundesbürger gibt an, kein Auto zu haben bzw. nur selten zu fahren. Am größten ist die Bereitschaft zum Autoverzicht in Deutschland dort, wo – nicht zuletzt aufgrund eines ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs – bereits heute viele kaum oder gar nicht Auto fahren, nämlich in den Großstädten.

Einführung von CO2-Steuer und Verzicht auf Wirtschaftswachstum umstritten

Neben individuellen Anpassungen im Lebensstil steht für einen besseren Klimaschutz im Raum, über die Preisgestaltung mehr Anreize für ein ökologischeres Wirtschaften zu schaffen, aber auch die Art des Wirtschaftens insgesamt zu überdenken. Beides ist bei den Bundesbürgern allerdings umstritten. Vier von zehn (42 Prozent) stehen einer besseren Abbildung ökologischer Kosten in den Preisen z.B. über eine CO2-Steuer offen gegenüber. Gut die Hälfte (51 Prozent) ist gegenteiliger Auffassung. Auch in der Frage eines Wachstumsverzichts sind sich die Deutschen uneins. 46 Prozent unterstützen die Position, wonach auf Wirtschaftswachstum verzichtet werden muss, um den Klimawandel zu stoppen. Ebenso viele (46 Prozent) lehnen diese These ab. 

Grüne und AfD in Klimaschutzfragen am weitesten auseinander

Sowohl in der Bereitschaft zu Veränderungen in der eigenen Ernährung wie auch der individuellen Autonutzung stehen sich die Grünen-Anhänger auf der einen und die der AfD auf der anderen Seite konträr gegenüber. Von den verschiedenen Wählermilieus zeigen sich erstere gegenüber Lebensstil-Anpassungen insgesamt am offensten, letztere wiederum lehnen sie am vehementesten ab. Darüber hinaus stehen sich beide Wählerschaften auch in der Einführung einer CO2-Steuer oder des Übergangs zu einem wachstumsärmeren Wirtschaftsmodell diametral gegenüber, wobei entsprechende Vorschläge und Überlegungen nicht nur von den AfD-Anhängern, sondern ebenso in den Reihen von Union und FDP auf Ablehnung stoßen.

 

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte in Deutschland

Erhebungsmethode

Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung

Fallzahl

1.225 Befragte (801 Telefoninterviews und 424 Online-Interviews)

Erhebungszeitraum

08. bis 09. November 2022

Schwankungsbreite

2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent

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