Ostdeutsche Identität: „Was heißt es, ostdeutsch zu sein?“
33 Jahre nach der Wiedervereinigung machen die Bürgerinnen und Bürger in West und Ost weiterhin Defizite im Zusammenwachsen von West und Ost aus. Ein mittlerweile engeres Zusammenkommen von West und Ost erkennen zwar vier von zehn Westdeutschen und auch ein Drittel der Ostdeutschen an. Allerdings überwiegt in beiden Teilen der Republik die Ansicht, dass man immer noch weniger stark oder gar nicht zusammengewachsen sei.
In Ostdeutschland spiegelt sich dies im Empfinden vieler, nur Bürger zweiter Klasse zu sein. Ein Eindruck, den vier von zehn ostdeutschen Wahlberechtigten teilen. Dieses nach wie vor ausgeprägte Benachteiligungsgefühl trägt sichtbar zur Stabilisierung einer ostdeutschen Regionalidentität bei. Wie vor drei Jahren geben im deutschen Osten 40 Prozent der Wahlberechtigten an, sich vornehmlich als Ostdeutscher zu fühlen. Ein ähnliches kollektives West-Wir-Gefühl gibt es in den alten Bundesländern nicht ansatzweise. Nur jeder Sechste bezeichnet sich dort als Westdeutscher, drei Viertel sehen sich in erster Linie als Deutsche. Zum distanzierten Blick vieler Westdeutscher auf den Osten tragen seit Mitte der 2010er Jahre die dortigen Erfolge der AfD bei. Der Blick auf die Rechtsaußenpartei lässt sichtbare innerdeutsche Unterschiede zutage treten. Gilt die AfD derzeit für zwei Drittel der Westdeutschen als Gefahr für die bundesdeutsche Demokratie, gelangt im deutschen Osten nur gut die Hälfte zu diesem Urteil.