Ein Jahrzehnt nach Abschaffung von Wehrpflicht- und Zivildienst gibt es in Deutschland Vorschläge zur Einführung einer sozialen Pflichtzeit bzw. eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres. In der Bevölkerung überwiegt der Zuspruch für eine soziale Dienstpflicht, wie sie vom Bundespräsidenten, aber auch von den Christdemokraten ins Gespräch gebracht wurde: Gut zwei Drittel würden es unterstützen, wenn alle jungen Erwachsenen nach ihrem Schulabschluss ein Jahr Dienst an der Gesellschaft leisten würden. Ein Viertel äußert sich ablehnend. Mehrheitlichen Zuspruch finden entsprechende Pläne in den Reihen fast aller Parteien. Allein die FDP-Anhänger sind in ihrem Urteil gespalten. Die größte Unterstützung für eine solche soziale Dienstpflicht findet sich mit 81 Prozent bei den älteren Bundesbürgern. Die Jüngeren sind in ihrem Urteil zurückhaltender. Von den unter 35-Jährigen äußert sich nur jeder Zweite wohlwollend.
Die politischen Fürsprecher einer Dienstpflicht in Deutschland begründen ihren Vorstoß nicht zuletzt mit einer positiven Wirkung für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Eine Erwartung, die durchaus auch in der Bevölkerung besteht. So glauben sieben von zehn Wahlberechtigten, dass eine soziale Dienstpflicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern würde, darunter auch eine Mehrheit der jüngeren Deutschen.
Als mögliche Einsatzorte während eines Dienstjahres stehen bei den Bundesbürgern soziale Einrichtungen weit oben. Weniger Rückhalt erhält insbesondere ein Dienstpflicht-Einsatz in der Bundeswehr. Zu einem Dienstjahr in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen äußern sich acht von zehn Wahlberechtigten positiv. Ein Dienstjahr in der Bundeswehr überzeugt dagegen nur jeden Zweiten, bei den unter 35-Jährigen sind es sogar nur vier von zehn.