Wahltrends in Deutschland

Ein Blick auf die Wahlergebnisse der letzten fünf Jahre

In dieser Reihe zeigen wir langfristige Trends, die ein genaueres Hinsehen verdienen und die wir sukzessive vorstellen wollen.

Genauer gesagt die seit 2016. In diesem Zeitraum haben alle Bundesländer je einmal ihre Parlamente bestimmt. Außerdem hatten wir eine Bundestagswahl und die Wahl zum Europäischen Parlament. 
 

Wahlbilanz der Union seit 2016

Negative Unionsbilanz

Die besondere Stellung der Union im deutschen Parteiensystem stand bei den Urnengängen der letzten fünf Jahre, d.h. bei den 16 Landtagswahlen, der Bundestags- und Europawahl, nicht in Frage: Aus zehn dieser 18 Wahlgänge gingen die Unionsparteien als stärkste Kraft hervor. 
Dennoch fällt ihre Gesamtwahlbilanz für diese Zeit negativ aus. So waren 14 Urnengänge für die Union mit Anteilsrückgängen verbunden. 
Negativ heraus ragten ihre zweistelligen Einbußen zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg (2016), Bayern (2018) und Thüringen (2019). 
Nur vier Mal legte die Union zu. Abgesehen von der Bremer Bürgerschaftswahl (2019) durchweg bei Wahlen zu Beginn des Bundestagswahljahres 2017: im Saarland mit Annegret Kramp-Karrenbauer, in Schleswig-Holstein mit Daniel Günther und in Nordrhein-Westfalen mit Armin Laschet. 
Ihre besten Ergebnisse erzielte die Union bei den Landtagswahlen im Saarland (2017) und in Bayern (2018). 
Demgegenüber stehen CDU-Ergebnisse mit weniger als 20 Prozent Stimmenanteil einerseits in den zwei ostdeutschen Flächenländern Brandenburg (2019) und Mecklenburg-Vorpommern (2016), andererseits in den beiden Stadtstaaten Berlin (2016) und Hamburg (2020).

Veränderungen der CDU/CSU-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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Wahlbilanz der SPD seit 2016

Langer SPD-Negativtrend

Die SPD wurde in den vergangenen fünf Jahren bei immerhin sechs der 18 Wahlgänge stärkste Partei, allerdings büßte sie 16 Mal Stimmenanteile ein, besonders deutlich mit mehr als zehn Punkten in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg (2016), in Bayern, Hessen (2018) sowie zur Europawahl (2019). 
In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ging zudem das Ministerpräsidentenamt an die CDU verloren. 
Nur zwei Mal verbesserte die SPD ihren Wähleranteil: in Rheinland-Pfalz (2016) mit Malu Dreyer sowie zur vorgezogenen Landtagswahl in Niedersachsen (2017) mit Stephan Weil. 
Das beste Landtagswahlergebnis der letzten fünf Jahre erreichte die SPD 2020 in Hamburg. 
Zwei Mal erzielte sie nur etwas mehr als zehn Prozent (2016: Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg), drei Mal blieb sie einstellig: in Bayern (2018), Sachsen und Thüringen (jeweils 2019).

Veränderungen der SPD-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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Union und SPD gemeinsam unter Druck

Die Zeiten, in denen Wahlverluste der Union zugunsten der SPD ausfielen und umgekehrt, sind lange vorbei. In den vergangenen fünf Jahren ging der gemeinsame Stimmenanteil von Union und SPD bei 16 der 18 letzten Wahlen zurück, am deutlichsten in Baden-Württemberg (2016), in Bayern und Hessen (2018) sowie zur Europawahl (2019).

Mit zusammen mehr als 70 Prozent konnten CDU und SPD die meisten Wähler 2017 im Saarland und in Niedersachsen binden. Schwach schlossen Union und Sozialdemokraten dagegen 2016 in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Berlin sowie 2019 in Sachsen, Brandenburg und Thüringen ab.

In Baden-Württemberg und Thüringen wurden weder CDU noch SPD stärkste Kraft. In Berlin kam die SPD 2016 als stärkste Landespartei nur auf einen Anteil von etwas mehr als 20 Prozent.

Wahlbilanz der AfD seit 2016

AfD-Hochburgen im Osten, Schwäche im Nordwesten

Der Aufstieg der AfD entfaltete in den vergangenen Jahren ohne Zweifel die größten Auswirkungen auf das deutsche Parteiensystem. Die Partei ist mittlerweile im Bundestag und allen Landtagen vertreten. Ihre Hochburgen befinden sich in den ostdeutschen Flächenländern, wo sie seit 2016 bei allen Landtagswahlen Wähleranteile von mehr als 20 Prozent erzielte und durchweg zweitstärkste Partei wurde.
Zweistellige Ergebnisse erzielte sie allerdings auch in Teilen Westdeutschlands. Heraus ragt ihr dortiges Abschneiden in Baden-Württemberg (2016), Hessen (2018), Rheinland-Pfalz (2016) und Bayern (2018).

Vergleichsweise schwer tat sich die AfD demgegenüber im Westen der Republik in den beiden Stadtstaaten Hamburg (2020) und Bremen (2019), den Flächenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie im Saarland (alle 2017), wo sie jeweils einstellig blieb.

Veränderungen der AfD-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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Wahlbilanz der FDP seit 2016

FDP-Erfolge im Westen, weiter Probleme im Osten

Die FDP legte seit 2015 bei insgesamt 15 der 18 Urnengänge Stimmenanteile hinzu. Sie kehrte in Rheinland-Pfalz, Berlin (jeweils 2016), Bayern (2018) und Thüringen (2019) in die Landesparlamente zurück, zudem 2017 in den Bundestag.

In den ostdeutschen Flächenländern war die FDP weiterhin mit Problemen konfrontiert. Trotz Zugewinnen blieb ihr in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 2016) sowie in Sachsen und Brandenburg (jeweils 2019) die Rückkehr in die dortigen Landtage verwehrt, ebenso im Saarland (2017). In Hamburg verpasste die FDP (2020) die 5 Prozent-Hürde denkbar knapp um nur wenige Stimmen. Lediglich die Spitzenkandidatin durfte in die Bürgerschaft einziehen, da sie ihr Mandat direkt errungen hatte.

Mit jeweils zweistelligen Ergebnissen schnitten die Liberalen im Bundestagswahljahr 2017 am besten ab. Hierfür stehen ihre Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sowie zur Bundestagswahl selbst.

Veränderungen der FDP-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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Wahlbilanz der Linken seit 2016

Linke: im Westen wenig Neues, im Osten in der Defensive

Die Linke büßte seit 2015 7 Mal Stimmenanteile ein, 11 Mal gewann sie hinzu. Dennoch fällt ihre Wahlbilanz für die vergangenen fünf Jahre mager aus. Im Westen legte die Linke zwar vielfach zu, schaffte dort aber nicht den Sprung in neue Landesparlamente. In ihren ostdeutschen Hochburgen büßte sie fast ausnahmslos Stimmenanteile ein. 

Allein in Thüringen (2019) mit Bodo Ramelow legte die Linke gegen den ostdeutschen Trend zu, wo sie mit 31,0 Prozent zugleich ihr bislang bestes Ergebnis bei Landtagswahlen erzielte und erstmals überhaupt stärkste Partei wurde.

Größere Zugewinne verzeichnete die Partei in Nordrhein-Westfalen (2017), wo sie dennoch an der Mandatsschwelle scheiterte, ferner in Berlin (2016) sowie Bremen (2019), dem ersten westdeutschen Bundesland, in dem die Linke an einer Landesregierung beteiligt ist. 

Veränderungen der Linken-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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Wahlbilanz der Grünen seit 2016

Hohe Grünen-Zugewinne in den letzten drei Jahren

Die Grünen legten in den vergangenen fünf Jahren bei der Hälfte der Wahlen zu. Die Mehrzahl der Anteilsgewinne vollzog sich dabei in den vergangenen drei Jahren, wobei die Grünen-Zugewinne zur Hamburger Bürgerschaftswahl (2020), zur Europawahl (2019) und zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen (jeweils 2018) besonders hervorstechen.

Zuvor konnte die Partei ihre Wählerunterstützung dagegen vielerorts nicht halten. Ihre größten Verluste fuhr sie in Rheinland-Pfalz (2016), Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (jeweils 2017) ein. In Mecklenburg-Vorpommern (2016) und im Saarland (2017) scheiterten die Grünen an der Fünf-Prozenthürde.

Dem gegenüber steht ihr Rekordergebnis in Baden-Württemberg (2016) unter Winfried Kretschmann, wo sie erstmals überhaupt in einem Bundesland stärkste politische Kraft wurden, sowie ihr Abschneiden zuletzt in Hamburg (2020).

Veränderungen der Grünen-Stimmenanteile bei Landtagswahlen

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