SachsenTREND Januar 2024

Repräsentative Studie im Auftrag des MDR

Sonntagsfrage: AfD stärkste Kraft vor CDU, BSW verdrängt Linke

Am 1. September findet in Sachsen die nächste Landtagswahl statt. Gut acht Monate vor dem Urnengang ist die AfD in der aktuellen landespolitischen Stimmung mit 35 Prozent die derzeit stärkste politische Kraft. Sie verbessert sich im Vergleich zum letzten SachsenTREND von vor zwei Jahren (+11 Prozentpunkte im Vgl. zu Februar 2022) und würde ihr Wahlergebnis der Landtagswahl 2019 (27,5 Prozent) deutlich übertreffen. Die CDU läge mit 30 Prozent derzeit auf Platz 2 und etwas besser als vor zwei Jahren, aber unter ihrem historischen Tief bei der letzten Landtagswahl (+ 3 Prozentpunkte; LTW 2019 32,1 Prozent). Inwiefern es den Christdemokraten vergleichbar zu 2019 in den kommenden Monaten gelingen kann, mit ihrem populären Ministerpräsidenten zur AfD aufzuschließen, bleibt acht Monate vor der Wahl eine offene Frage.

Die Ansehenserosion der Berliner Ampel-Parteien hinterlässt auch Spuren in der landespolitischen Stimmung Sachsens. Die SPD könnte derzeit mit 7 Prozent rechnen. Die in Dresden mitregierenden Sozialdemokraten geben im Vergleich zu vor zwei Jahren 6 Prozentpunkte ab und würden nochmals knapp unter ihrem Landtagswahlergebnis von 2019 bleiben (7,7 Prozent), dem bislang schlechtesten Landtagswahlresultat der Partei in Deutschland. Die Grünen, die sich im Freistaat traditionell schwertun, blieben mit 7 Prozent ebenfalls hinter ihrem letzten Wahlergebnis zurück (-1 Prozentpunkt im Vgl. zu Februar 2022; LTW 2019 8,6 Prozent).

Die Linke müsste mit aktuell 4 Prozent erstmals um ihren Einzug in den Dresdener Landtag bangen und deutliche Verluste in Kauf nehmen (-6 Prozentpunkte im Vgl. zu Februar 2022; LTW 2019 10,4 Prozent). Die aus der Linken hervorgegangene neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht dagegen hätte aktuell 8 Prozent in Aussicht und läge damit aus dem Stand knapp vor SPD und Grünen. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 9 Prozent, darunter auch die bereits seit 2019 nicht mehr im Dresdener Landtag vertretene FDP. Bei einem Ausgang der Landtagswahl entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage hätte die amtierende Koalition Aussicht auf eine hauchdünne Mehrheit.

Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wählerinnen und Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.

AfD: Gewachsener Rückhalt für inhaltliche Positionen

Die AfD fungiert in Sachsen als Sammelbecken für politisch Unzufriedene. So sind vier Fünftel (81 Prozent) ihrer Anhänger der Ansicht, dass die AfD die einzige Partei sei, mit der man seinen Unmut gegenüber der vorherrschenden Politik zum Ausdruck bringen könne.

Gewachsen ist seit der letzten Landtagswahl der Rückhalt für die inhaltlichen Positionen der Partei in der Bevölkerung. Mehr als die Hälfte der Sachsen (57 Prozent; +6) findet es gut, dass die AfD den Zuzug von Ausländern und Flüchtlingen stärker begrenzen will als andere Parteien. Etwa die Hälfte (52 Prozent; +7) ist der Ansicht, dass die AfD ein gutes Gespür für die Probleme der Menschen in Sachsen hat. Zwar hält knapp jeder zweite Sachse (45 Prozent) die AfD für rechtsextrem, der Vorwurf, dass sich die AfD nicht genug von rechtsextremen Positionen distanziert, wird dennoch seltener erhoben als bei der letzten Landtagswahl 2019 (57 Prozent; -20). In Summe würden derzeit 42 Prozent eine Regierungsbeteiligung der AfD in Sachsen begrüßen.

Zuwanderungsthemen für die Wahl der AfD entscheidend

Die Kritik der AfD-Anhänger an der bestehenden Politik zielt in erster Linie auf die Zuwanderung. Entsprechend begründet eine deutliche Mehrheit derer, die sich derzeit bei einer Landtagswahl für die AfD entscheiden würden, ihre aktuelle Parteipräferenz mit Fragen der Zuwanderungspolitik (64 Prozent).

Alle anderen Themen spielen für sie eine deutlich nachgelagerte Rolle. Wirtschaftsfragen folgen mit deutlichem Abstand auf Platz 2 und motivieren ein knappes Drittel der AfD-Wähler zur Stimmabgabe. Soziale Themen sowie Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik sind für gut jeden Fünften AfD-Wähler relevant. 13 Prozent begründen ihre Entscheidung mit der Energiepolitik, jeder Zehnte mit Steuern und Abgaben.

Außerdem finden Sie im aktuellen SachsenTREND folgende Themen:

  • Bündnis Sahra Wagenknecht: ein Drittel kann sich BSW-Wahl grundsätzlich vorstellen 
  • BSW punktet mit Sozialem und Zuwanderung
  • Zufriedenheit mit der Landesregierung: Kritik überwiegt
  • Die Hälfte lobt Ministerpräsident Kretschmer für seine Amtsführung
Kontakt
Anja Miriam Simon

Sachsen

Sonntagsfrage

Übersicht & Zeitverlauf

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte Bevölkerung in Sachsen

Erhebungsmethode

Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung

Fallzahl

1.177 Befragte
(691 Telefoninterviews und 486 Online-Interviews)

Erhebungszeitraum

18. bis 23. Januar 2024

Schwankungsbreite

2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10%
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50%

© infratest dimap

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