BayernTREND September 2023
Repräsentative Studie im Auftrag des BR
Flugblatt-Affäre: Hälfte hält Aiwangers Erklärungen für glaubwürdig
Den Auftakt des bayerischen Landtagswahlkampfes bestimmte die sogenannte Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger von den Freien Wählern. Der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister war wegen Vorkommnissen aus seiner Schulzeit unter Druck geraten. So war öffentlich gemacht geworden, dass bei ihm seinerzeit ein antisemitisches Flugblatt entdeckt worden war. Hubert Aiwanger hat sich im Nachgang von dessen Inhalten distanziert und entschuldigt. Seine Erklärungen zu den Vorkommnissen aus den 1980er Jahren hält gut die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat (53 Prozent) für glaubwürdig, während ein gutes Drittel (35 Prozent) seine Ausführungen anzweifelt. Auf die mehrheitliche Unterstützung der eigenen Anhängerschaft kann Aiwanger in der Affäre setzen (79:12 Prozent). Aber auch zwei Drittel der CSU-Anhänger (65:26 Prozent) halten seine Erklärungen für überzeugend, ebenso gut sechs von zehn AfD-Wählern (62:26 Prozent). Unter den Anhängern der SPD (24:70 Prozent), noch mehr der Grünen (13:85 Prozent) überwiegen im Freistaat hingegen die Zweifel deutlich.
Mehrheit unterstützt Söders Entscheidung zu Aiwanger
CSU-Ministerpräsident Markus Söder hat sich nach Prüfung der gegen Aiwanger erhobenen Vorwürfe entschieden, an seinem Minister und Stellvertreter im Kabinett letztlich festzuhalten. Die Entscheidung wird von den Bayern mehrheitlich mitgetragen. Gut zwei Drittel (68 Prozent) bewerten das Vorgehen Söders als richtig, ein knappes Viertel (24 Prozent) erachtet sie als falsch. Deutliche Unterstützung findet Söder mit seiner Entscheidung sowohl bei den Anhängern der Freien Wähler (92 Prozent) selbst, als auch in den CSU-Reihen (88 Prozent). Wohlwollend äußern sich ebenso die AfD-Anhänger (81 Prozent). Die SPD-Anhänger (35:57 Prozent), vor allem aber die der Grünen (22:71 Prozent) sehen den Verbleib Aiwangers im Amt dagegen deutlich kritisch.
Wichtigste Probleme: Zuwanderung, Energiepolitik, Klimaschutz
Als wichtigste thematische Herausforderung für die nächste bayerische Landesregierung gilt aus Sicht der Wahlberechtigten die Zuwanderung (27 Prozent). Auf den weiteren Rängen folgen die Energiepolitik (22 Prozent) sowie der Klima- und Umweltschutz (19 Prozent). Während energiepolitische Aspekte im Vergleich zum Jahresbeginn an Bedeutung verloren haben (-6), hat die Migrationsthematik für die Bayern im vergangenen dreiviertel Jahr an Stellenwert gewonnen (+7), in geringerem Umfang auch der Klima- und Umweltschutz (+2). Probleme der Schul- und Bildungspolitik thematisiert ähnlich wie zu Jahresbeginn etwa jeder achte bayerische Wahlberechtigte (13 Prozent; +1). Sichtbar häufiger als im Januar wird auch im Freistaat mittlerweile die Lage der Wirtschaft problematisiert (11 Prozent; +5).
Kompetenzen: deutliche Vorteile für CSU
Dass trotz schwächelnder Sonntagsfragenwerte ein erneut deutlicher CSU-Sieg am 08. Oktober nicht in Frage steht, hat nicht zuletzt mit einer aus Sicht der Wahlberechtigten hohen Sachkompetenz der Christsozialen und entsprechenden Defiziten der anderen Landesparteien zu tun. Wie im Januar schreiben auch vier Wochen vor der Wahl vier von zehn Wahlberechtigten (44 Prozent: +/-0) die Lösung der wichtigsten Aufgaben im Bundesland am ehesten den Christsozialen zu. Gerade einmal 9 Prozent setzen auf Freie Wähler (+4 zu Januar) bzw. Sozialdemokraten (+/-0), 7 Prozent (-2) auf die Grünen und 6 Prozent (+1) auf die AfD. 18 Prozent (-3) trauen derzeit keiner der Parteien die Lösung der wichtigsten Probleme im Bundesland zu.
Außerdem im aktuellen BayernTREND:
- Grundstimmung schlechter als 2018
- Weitgehend stabile Urteile zu Spitzenkandidaten
- Hälfte bewertet Arbeit der Staatsregierung nach wie vor positiv
- Regierungsparteien mit besserer Leistungsbilanz als Opposition
- Regierungsmodelle: Zuspruch für Schwarz-Orange am größten
- Sonntagsfrage: CSU büßt ein, FW legen zu
Landes- wichtiger als Bundespolitik, Ausnahme AfD-Wähler
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Wahlberechtigte in Bayern
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