Das Ahrtal und die Region Trier drei Jahre nach der Flut - Juli 2024
Repräsentative Studie im Auftrag des SWR
Mehrheit unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Landesregierung nach der Ahrtalflut
Vor drei Jahren haben Starkregenfälle im Ahrtal und in der Region Trier zu einer Flutkatastrophe mit enormen Schäden geführt. Das Krisenmanagement der Landesregierung bewertet eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den von der Flut besonders betroffenen Gebieten rückblickend kritisch. Knapp drei Viertel (71 Prozent) sind unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Landesregierung in den Tagen nach der Hochwasserkatastrophe, lediglich ein Fünftel (20 Prozent) kommt zu einem positiven Urteil.
Auch die Kreisverwaltungen stehen in der Kritik, wenn auch nicht ganz so deutlich wie die Landesregierung. Die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (50 Prozent) im Ahrtal und der Region Trier bewertet das Handeln der Kreisverwaltungen in den Tagen nach der Flut als unzureichend, ein Drittel (34 Prozent) ist zufrieden mit dem Agieren ihrer Kreisverwaltung. Besonders kritisch fällt das Bürgerurteil im Landkreis Ahrweiler aus, der von der Flut 2021 am stärksten betroffen war und auch die meisten Todesopfer zu beklagen hatte.
Menschen in Ahrweiler machen insbesondere die Kreisverwaltung für Versäumnisse verantwortlich
Die Verantwortung für Versäumnisse während der Flutkatastrophe sehen vier von zehn bei der Landesregierung (39 Prozent). Ein knappes Drittel (31 Prozent) lastet die Versäumnisse in erster Linie den Landkreisen an. Die Gemeinden nehmen nur wenige in die Pflicht (7 Prozent).
Im Landkreis Ahrweiler verorten die Menschen die Verantwortung stärker auf der regionalen als auf der Landes-Ebene: Fast jeder Zweite (48 Prozent) macht insbesondere die Kreisverwaltung Ahrweiler verantwortlich für Versäumnisse, die Landesregierung sieht dort nur ein gutes Viertel (28 Prozent) in der Hauptverantwortung.
Zugleich gibt es in der Region Kritik an der juristischen Aufarbeitung des Behördenhandels. Mit der Aufarbeitung von Versäumnissen durch die zuständige Staatsanwaltschaft Koblenz ist nur ein Fünftel (21 Prozent) zufrieden, eine Mehrheit hält die rechtliche Aufarbeitung dagegen nicht für zufriedenstellend (60 Prozent).
Kritik an Landesregierung beim Wiederaufbau
Kritik zieht nicht nur das Krisenmanagement der staatlichen Stellen von 2021 auf sich, sondern auch deren nachfolgenden Anstrengungen beim Wiederaufbau. Zwei Drittel (65 Prozent) sind der Auffassung, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung bei der Beseitigung der Flutschäden nicht gerecht geworden ist, lediglich ein gutes Viertel (28 Prozent) zieht ein positives Fazit.
Das Handeln der Kreise beim Wiederaufbau wird positiver als das der Landesregierung bewertet. Knapp die Hälfte (45 Prozent) findet, dass die Kreisverwaltungen ihrer Verantwortung gerecht geworden sind. Dennoch üben auch 38 Prozent Kritik an deren Rolle beim Wiederaufbau. Besonders gilt dies wiederum im Kreis Ahrweiler, wo eine Mehrheit findet, dass die Kreisverwaltung ihrer Verantwortung beim Wiederaufbau nicht gerecht geworden ist (38:57 Prozent).
Mehrheit sieht Wiederaufbau gut vorangekommen – mit Ausnahme von Ahrweiler
Auch wenn das Handeln der Behörden beim Wiederaufbau viele enttäuscht hat, werden durchaus Fortschritte vor Ort anerkannt: Vier von zehn (39 Prozent) sind der Ansicht, dass man bei der Schadensbeseitigung schon weit vorangekommen ist, 13 Prozent halten den Wiederaufbau in der Region bereits für abgeschlossen. Ein Drittel (33 Prozent) der Menschen in der Region ist hingegen der Auffassung, dass der Wiederaufbau noch am Anfang steht bzw. dass man nur wenig vorangekommen ist. Besonders gilt dies im Kreis Ahrweiler, wo knapp zwei Drittel noch wenig Fortschritte beim Wiederaufbau erkennen (65 Prozent), und bei von der Flutkatastrophe sehr stark Betroffenen (64 Prozent)
Bei der Wiederherstellung des persönlichen Eigentums sind nach eigener Aussage die Fortschritte größer: knapp zwei Drittel (64 Prozent) halten die persönliche Schadensbeseitigung bereits für abgeschlossen (45 Prozent) oder zumindest weit vorangekommen (19 Prozent). Lediglich 8 Prozent sehen keinen oder geringen Fortschritt. Allerdings möchte ein Viertel der Befragten keine Angaben bei dieser Frage machen.
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Unterstützung der ISB insbesondere bei starker Betroffenheit
- Mehrheit empfand Situation nach der Flutkatastrophe als belastend
- Zukünftige Naturkatastrophen: Mehrheit sieht Rheinland-Pfalz schlecht vorbereitet
- Über 90 Prozent wollen im Heimatort wohnen bleiben
- Großer sozialer Zusammenhalt nach der Flut
Deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren in den Landkreisen Ahrweiler, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Stadt Trier, Trier-Saarburg und Vulkaneifel
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