ThüringenTREND März 2024

Repräsentative Studie im Auftrag des MDR

Sonntagsfrage: AfD stärkste politische Kraft vor CDU, Linke und BSW Kopf-an-Kopf

Am 01. September wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. Rund sechs Monate vor dem Urnengang ist die AfD in der aktuellen landespolitischen Stimmung mit 29 Prozent stärkste politische Kraft. Im Vergleich zum Sommer vergangenen Jahres schneidet die AfD zwar schwächer ab (-5 im Vgl. zu Juli 2023), sie würde ihr Landtagswahlergebnis von 2019 aber weiterhin deutlich übertreffen (23,4 Prozent). Die Linke hätte bei einer Landtagswahl zum jetzigen Zeitpunkt 16 Prozent in Aussicht, ein Minus von 4 Prozentpunkten im Vergleich zu Sommer letzten Jahres. Mit diesem historischen Tiefstand im ThüringenTREND würde sie auch ihr letztes Landtagswahlergebnis (31,0 Prozent) klar verfehlen und nicht nur hinter der AfD, sondern auch hinter der CDU zurückbleiben. Die CDU käme aktuell auf 20 Prozent (-1 im Vgl. zu Juli 2023). Von ihrem historischen Tief bei der letzten Landtagswahl (21,7 Prozent) kann sie sich nicht erholen. Ob es der Linken mit dem amtierenden Ministerpräsidenten an der Spitze ähnlich wie 2019 gelingen kann, im Verlauf des Wahlkampfes noch zuzulegen, ist derzeit offen.

Die aus der Linken hervorgegangene Partei Bündnis Sahra Wagenknecht hätte aus dem Stand 15 Prozent in Aussicht und läge damit nur hauchdünn hinter der Ministerpräsidentenpartei.

Die Berliner Ampel-Parteien tun sich auch in Thüringen schwer. Die SPD könnte derzeit mit 9 Prozent (-1 im Vgl. zu Juli) rechnen und läge ähnlich wie bei ihrem historischen Tief bei der letzten Landtagswahl (2019: 8,2 Prozent). Ob die Grünen mit unverändert 5 Prozent in den Erfurter Landtag einziehen könnten, ist aktuell ungewiss (LTW 2019: 5,2 Prozent). Alle anderen Parteien kämen zusammengenommen auf 6 Prozent, darunter die FDP, die vor fünf Jahren äußerst knapp in den Thüringer Landtag eingezogen ist (5,0 Prozent).

Mehrheitliche Sorge um Regierungsbildung

Bei einem Wahlgang entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage hätten ohne Einbindung der AfD allein CDU-geführte Bündnisse eine Aussicht auf rechnerische Mehrheiten - entweder unter Einschluss des BSW und der Linken (CDU, BSW, Linke) oder jeweils einer dieser Parteien unter zusätzlicher Einbindung von SPD und Grünen (CDU, Linke, SPD, Grüne oder CDU, BSW, SPD, Grüne). Dass wie schon nach der letzten Landtagswahl erneut keine stabile Regierungsmehrheit in Erfurt zusammenfinden könnte, bereitet den thüringischen Wahlberechtigten (81 Prozent) über alle Parteigrenzen hinweg Sorge. Eine Regierungsbeteiligung der AfD ist zugleich allerdings für eine Mehrheit (57 Prozent) keine Option, auch wenn 37 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer die AfD gerne in Regierungsverantwortung sehen würden. Mit dem BSW würde entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage eine neue Partei in den Landtag einziehen und fast mit der Ministerpräsidentenpartei gleichziehen. Auch dies würde nach jetzigem Stand die Regierungsbildung erschweren. Dass es mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht ein neues Angebot für die Wähler in Thüringen gibt, findet dennoch jeder Zweite (52 Prozent) grundsätzlich gut. Angesichts der sich für den Herbst abzeichnenden schwierigen Kräfteverhältnisse sorgen sich die Thüringerinnen und Thüringer mehrheitlich um die Demokratie im Bundesland (69 Prozent) insgesamt. Eine Sorge, die die Anhänger aller Parteien teilen, am deutlichsten die der Grünen.

Regierungszufriedenheit: Kritik an der Landesregierung überwiegt

Das Modell der seit März 2020 bestehenden Erfurter Minderheitenregierung aus Linke, SPD und Grünen überzeugt auch im Landtagswahljahr nur wenige. Gerade ein Drittel der Wahlberechtigten (35 Prozent; - 2 im Vgl. zu Juli 2023) bewertet die Arbeit des Erfurter Dreiparteienbündnisses positiv, eine Mehrheit (62 Prozent) übt Kritik an deren Regierungsleistungen. Die Regierungszufriedenheit fällt damit erneut auf einen historischen Tiefstand.

In den Reihen der drei Koalitionspartner stößt die Regierungskoalition zwar nach wie vor auf Rückhalt und wird von den Anhängern der Linken (82 Prozent), der SPD (62 Prozent) und der Grünen (69 Prozent) mehrheitlich wohlwollend bewertet. Im Lager der Oppositionsparteien überwiegt jedoch die Unzufriedenheit. Dies gilt für die Anhänger des neu gegründeten BSW (32:67 Prozent), der CDU (40:59 Prozent) und wie gehabt am deutlichsten in den Reihen der AfD (7:93 Prozent).

Direktwahl des Ministerpräsidenten: Linke mit Bodo Ramelow personell im Vorteil

Personell ist die Linke mit ihrem populären Ministerpräsidenten zwar nach wie vor im Vorteil. Allerdings hat Bodo Ramelow im Verlauf der Legislaturperiode an Strahlkraft verloren. Wenn die Wahlberechtigten in Thüringen ihren Ministerpräsidenten zwischen den Spitzenkandidaten von Linken, CDU und AfD direkt wählen könnten, würde sich aktuell weniger als jeder Zweite für den Amtsinhaber entscheiden (44 Prozent; -16 Punkte im Vgl. zu Januar 2020). Die Linken-Anhänger stehen geschlossen hinter dem amtierenden Ministerpräsidenten, auch die Anhänger der beiden Erfurter Koalitionspartner präferieren mehrheitlich Bodo Ramelow.

Den CDU-Spitzenkandidaten und Fraktionsvorsitzenden Mario Voigt wünschen sich 17 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer im Amt des Ministerpräsidenten. Damit ist die CDU personell nicht besser aufgestellt als mit Mike Mohring Anfang 2020 (-2 Punkte). Die eigenen Anhänger vermag Mario Voigt aktuell nur bedingt zu überzeugen: gut jeder zweite CDU-Anhänger (52 Prozent) würde sich zwar für Mario Voigt als Ministerpräsident entscheiden, immerhin gut jeder dritte CDU-Anhänger (35 Prozent) würde aber Bodo Ramelow den Vorzug geben.

Den AfD-Spitzenkandidaten und Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke können sich aktuell etwas mehr Wahlberechtigte als noch vor gut vier Jahren im Amt des Ministerpräsidenten vorstellen (16 Prozent; +7). In den eigenen Reihen überzeugt er anders als noch vor vier Jahren mehrheitlich (59 Prozent). Die Anhänger aller anderen Parteien gehen jedoch auf deutliche Distanz zum Spitzenkandidaten der AfD.

Kontakt
Anja Miriam Simon

Thüringen

Sonntagsfrage

Übersicht & Zeitverlauf

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte Bevölkerung in Thüringen

Erhebungsmethode

Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung

Fallzahl

1.182 Befragte
(694 Telefoninterviews und 488 Online-Interviews)

Erhebungszeitraum

14. bis 18. März 2024

Schwankungsbreite

2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent

© infratest dimap

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