ARD-DeutschlandTREND Oktober 2020

Repräsentative Studie im Auftrag der ARD

30 Jahre nach der Wiedervereinigung fühlen sich die meisten Bundesbürger nicht in erster Linie als West- oder Ostdeutsche, sondern vor allem als Deutsche. Dies gilt für 78 Prozent im Westteil, aber auch für 55 Prozent im Osten. 41 Prozent der Bürger zwischen Rügen und Erzgebirge verstehen sich dennoch vorrangig als Ostdeutsche. Nicht durchgehend unterschiedlich fällt der vergleichende Blick auf die Bundesrepublik und die frühere DDR aus. Es überwiegt auch unter den Ostdeutschen der Eindruck, dass in Fragen der Meinungsfreiheit das wiedervereinigte Deutschland die besseren Verhältnisse bietet. Aber auch eine höhere Leistungsfähigkeit des heutigen Gesundheitssystems wird von den Ostdeutschen anerkannt. Eine Sichtweise, die im Zuge der Corona-Pandemie im Osten der Republik an Bedeutung gewonnen hat und einen höheren Stellenwert hat als noch vor einem Jahr. Kaum verändert hat sich dagegen in den vergangenen Monaten der Blick auf den sozialen Zusammenhalt. Hier überwiegt im Osten nach wie vor bei drei Vierteln das Gefühl, die Bundesrepublik bliebe hinter der früheren DDR zurück. Verschieden bleibt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung schließlich auch die Bewertung der bestehenden politischen Strukturen. So sind die Ostdeutschen weiterhin weniger zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie in der Bundesrepublik.

Näher als bei der Beurteilung der politischen Strukturen des vereinigten Deutschlands sind sich West- und Ostdeutsche bei der Bewertung der aktuellen Politik. Zumindest überwiegt die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung derzeit in beiden Landesteilen. Insgesamt äußern sich sechs von zehn Bundesbürgern positiv zur Arbeit des Berliner Kabinetts. Schwarz-Rot fährt damit aktuell weniger Zuspruch ein als im Vormonat. Der Rückgang der Regierungszufriedenheit macht sich in der bundespolitischen Stimmung bemerkbar: Die CDU/CSU gibt zum Vormonat 1 Punkt ab und käme aktuell bei einer Bundestagswahl auf einen Wähleranteil von 35 Prozent. Die SPD büßt 2 Punkte ein und hätte 15 Prozent in Aussicht. Zulegen können Grüne und Linkspartei. Die Grünen verbessern sich um 2 Punkte auf 21 Prozent, die Linke um 1 Punkt auf 8 Prozent. Die AfD könnte wie Anfang September mit 10 Prozent rechnen, die FDP mit 6 Prozent. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 5 Prozent. Bei einem solchen Wahlausgang gäbe es rechnerische Mehrheiten sowohl für die Fortsetzung des bestehenden Berliner Regierungsbündnis wie für die erstmalige Bildung einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene.

 

Die Corona-Neuinfektionszahlen sind zuletzt in Deutschland wieder deutlich gestiegen und damit auch die Sorgen vor einer Ansteckung. Aktuell sind 36 Prozent besorgt, dass sie sich selbst oder Familienmitglieder mit Corona infizieren könnten – so viele wie seit Anfang Mai nicht mehr. Angesichts der steigenden Neuinfektionszahlen sieht die Mehrzahl der Deutschen keinen Anlass für eine Lockerung der geltenden Alltagseinschränkungen und Auflagen. Kaum verändert zu August betrachten bundesweit nur 11 Prozent die geltenden Corona-Maßnahmen als zu weitgehend. Für 27 Prozent gehen demgegenüber die aktuell geltenden Auflagen bereits nicht weit genug. 59 Prozent bezeichnen die bisherigen Maßnahmen rückblickend als ausreichend. Zugleich zeigen sich die Deutschen offen für weitere Schritte. Eine Ausweitung der Maskenpflicht beispielsweise auf belebte öffentliche Räume ginge nach Ansicht von 63 Prozent in die richtige Richtung. Die Einführung einer Obergrenze von 50 Gästen bei Privatfeiern, wie von Kanzleramt und Ministerpräsidenten in dieser Woche vereinbart, unterstützen 85 Prozent. Die Offenheit der Bundesbürger für neue Corona-Auflagen bedeutet nicht, dass sie Regelvorgaben in der Corona-Krise grundsätzlich höher gewichten als die individuelle Eigenverantwortung. Eher zeigt sich die Bevölkerung in dieser Frage gespalten: Gut die Hälfte unterstützt die Position, dass man auf die Eigenverantwortung der Einzelnen setzen sollte statt auf strenge Regeln. 43 Prozent teilen diese Position nicht.

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte in Deutschland

Stichprobe

Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)

Erhebungsverfahren

Telefoninterviews (CATI)

Fallzahl

1.001 Befragte
Sonntagsfrage: 1.501 Befragte

Erhebungszeitraum

28. bis 29. September 2020
Sonntagsfrage: 28. bis 30. September 2020


Schwankungsbreite

liegt mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit
bei einem Anteilswert von 5 Prozent bei unter 1,4 bzw.
bei einem Anteilswert von 50 Prozent bei unter 3,1 Prozentpunkten.

© infratest dimap

Das könnte Sie auch interessieren

@infratestdimap

Wissen, was Deutschland denkt.
Umfrageergebnisse von infratest dimap.

X.com Folgen Sie uns auf X.com