ARD-DeutschlandTREND November 2024

Repräsentative Studie im Auftrag der ARD

Wunsch nach unionsgeführter Bundesregierung, am ehesten mit Juniorpartner SPD

Nach dem Ampel-Aus richten sich Parteien wie Bürger auf eine vorgezogene Bundestagswahl im Februar ein. Für die Zeit danach wünschen sich derzeit etwa vier von zehn Wahlberechtigten einen Regierungswechsel zugunsten der Union. 15 Prozent machen sich für eine erneut SPD-geführte Bundesregierung stark, weniger als jeder Zehnte favorisiert ein Kabinett unter Grünen-Führung. Sollte die CDU/CSU aus der Neuwahl als Siegerin hervorgehen, sprechen sich die Bundesbürger mit 31 Prozent am ehesten für die SPD als Juniorpartner der Union aus, nur jeweils etwa halb so viele ziehen die Grünen oder die AfD als Bündnispartner vor. Die Berücksichtigung der Liberalen in einem Unions-geführten Kabinett ist der Wunsch von 12 Prozent. Von den CDU/CSU-Anhängern selbst hätte ein Viertel am liebsten die FDP als künftige Koalitionspartei. Deutlich mehr von ihnen setzen allerdings mit 40 Prozent auf die SPD. Die Grünen sind Wunschpartner nur jedes achten Unions-Anhängers.

Pistorius mit besserer Bewertung als Scholz

Die offizielle Benennung ihrer Spitzenkandidaten haben die meisten Parteien noch vor sich. Ungeklärt erschien zuletzt jedoch allein die SPD-Aufstellung. Im Politikerurteil der Bundesbürger bleibt SPD-Kanzler Scholz zwei Wochen nach dem Ampel-Aus hinter Grünen-Kanzlerkandidat Habeck und dem designierten Unions-Spitzenkandidaten Merz. Weiterhin ist jedoch auch deren Popularität begrenzt. Nur Verteidigungsminister Pistorius erfährt von den Bürgern nach wie vor mehrheitlich Zuspruch. Der zwischenzeitlich als möglicher SPD-Spitzenkandidat gehandelte Politiker überzeugte die Deutschen eher als die teilweise bereits bestätigten Kanzlerkandidaten von Union, Grünen und AfD, aber auch mehr als Scholz. In den SPD-Reihen hatte Pistorius ebenfalls einen besseren Stand als Scholz. Allerdings sieht eine Mehrheit der SPD-Anhänger auch im Kanzler einen guten Kandidaten für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf.

Sonntagsfrage: SPD in der Defensive

Das Koalitions-Aus vom Monatsbeginn, die Debatte um Wahltermin und Kanzlerkandidaten haben die SPD bislang nicht in die Offensive gebracht. Im Gegenteil.

In der Sonntagsfrage büßt sie gegenüber der letzten Erhebung unmittelbar nach dem Koalitions-Aus ein, mit 14 Prozent (-2) fällt sie erneut auf ihren Tiefstwert aus der laufenden Legislaturperiode. Die Grünen dagegen legen nach ihrem Parteitag zu und schließen mit 14 Prozent (+2) zur SPD auf. Klare Siegerin wäre zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin die CDU/CSU mit 33 Prozent (-1), gefolgt von der AfD mit 19 Prozent (+1). Das BSW könnte mit unverändert 6 Prozent in den Bundestag einziehen. Dagegen würden FDP und Linke mit 4 (-1) bzw. 3 Prozent an der Fünfprozenthürde scheitern. Alle übrigen Parteien kämen zusammen auf 7 Prozent, darunter keine weitere Partei mit Stimmenanteilen von mindestens 3 Prozent.

Größere Offenheit zur Wahl von Union und AfD, weniger Sympathien für Grüne und FDP

Bei einem Wahlausgang entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage lägen SPD und FDP deutlich schlechter als zur letzten Bundestagswahl, die Grünen kämen zumindest in die Nähe ihres damaligen Ergebnisses. Union und AfD würden wesentlich besser abschneiden. Berücksichtigt man zusätzlich zu den bestehenden Parteipräferenzen die prinzipielle Offenheit zur Wahl von Parteien, fallen auch die Basis-Sympathien unter den Wahlberechtigten für Union und AfD mit 55 bzw. 25 Prozent sichtbar größer aus als im Frühjahr 2021. Demgegenüber sind die weiteren Wahlaffinitäten nicht nur für die FDP mit 28 Prozent, sondern auch für die Grünen mit 33 Prozent zum Bundestagswahljahr deutlich gesunken. Dass bei niedrigem Sonntagsfragenwert die Wahlsympathien gegenüber der SPD mit 47 Prozent weitgehend gleichgeblieben sind, verweist auf die Schwierigkeiten der Sozialdemokraten, prinzipielle Zuneigungen in ernsthafte Wahlabsichten zu übersetzen.   

Weiter Mehrheit gegen Taurus-Lieferung an die Ukraine

Nach der Entscheidung der USA, der Ukraine den Einsatz von amerikanischen Waffen gegen Ziele in Russland zu genehmigen, ist im politischen Berlin die Debatte um die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine neu entbrannt. Unverändert sechs von zehn Bundesbürgern folgen allerdings weiter der Linie des SPD-Kanzlers und sind gegen eine Bereitstellung. Nur ein gutes Viertel spricht sich für die Lieferung von Taurus-Raketen aus, inklusive der Erlaubnis, sie gegen Ziele auf russischem Territorium einzusetzen. Fürsprecher für Lieferung und Einsatz gegen Ziele in Russland finden sich mit 51 Prozent noch am ehesten unter den Grünen-Anhängern.  

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte in Deutschland

Erhebungsmethode

Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung

Fallzahl

1.318 Befragte
(782 Telefoninterviews und 536 Online-Interviews)

Erhebungszeitraum

18. bis 20. November 2024

Schwankungsbreite

2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent

© infratest dimap

Das könnte Sie auch interessieren