ARD-DeutschlandTREND März 2023

Repräsentative Studie im Auftrag der ARD

In Deutschland wird ein Jahr nach Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine in der Öffentlichkeit eine heftige Auseinandersetzung geführt zwischen denen, die Waffen-Hilfen an die Ukraine unterstützen und jenen, die Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung des Krieges einfordern. In der Bevölkerungsmeinung zeichnet sich diese klare Lagerbildung nicht ab. Die Bundesbürger betrachten Waffenlieferungen an die Ukraine mehrheitlich als angemessen, wenn nicht als ausbaufähig. Und gleichzeitig überwiegt bei ihnen das Urteil, dass die bisherigen diplomatische Anstrengungen Deutschlands zur Beendigung des Krieges nicht weit genug gehen. Auch diejenigen, die die bisherigen diplomatischen Anstrengungen Deutschlands für unzureichend halten, stimmen deutschen Waffenlieferungen mehrheitlich im Grundsatz zu und bewerten sie als angemessen oder verbesserungswürdig. Auch deshalb kann Sahra Wagenknecht, Mitinitiatorin des Manifests für Frieden, aus dem Wunsch vieler Bundesbürger nach mehr Diplomatie bislang offensichtlich nur begrenzt Kapital schlagen. Hinter ihrer früheren Popularität bleibt sie klar zurück. Nicht nur die Bundesbürger insgesamt, auch diejenigen, denen die bisherigen diplomatischer Anstrengungen Deutschlands nicht weit genug gehen, bewerten die Politikerin mehrheitlich kritisch. Bezüglich möglicher Verhandlungen mit Russland sehen die Bundesbürger die Entscheidung über deren Beginn bei der Ukraine. Dass eine Beendigung des Krieges notwendigerweise mit Territorialverlusten der Ukraine einhergehen muss, glaubt mehr als die Hälfte nicht.

In der Bewertung der Berliner Regierungsarbeit ergeben sich im Monatsverlauf keine Veränderungen. Ein Drittel äußert sich positiv, zwei Drittel üben Kritik. Größere Verschiebungen vollzogen sich dagegen beim Blick auf das Berliner Personal. Führten seit April vergangenen Jahres durchweg Außenministerin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck die Liste der populärsten Politiker an, liegt mit Verteidigungsminister Pistorius erstmals wieder ein SPD-Politiker vorn. In der aktuellen bundespolitischen Stimmung macht sich dies allerdings nicht bemerkbar. Die CDU/CSU hat in der Sonntagsfrage 31 Prozent (+4) in Aussicht, ihr bester Wert im ARD-DeutschlandTREND seit zwei Jahren. Alle drei Berliner Koalitionsparteien geben zum Vormonat ab: Die SPD käme bei einer Bundestagswahl momentan auf 18 Prozent (-2). Die Grünen hätten 17 Prozent (-1) in Aussicht, schwächer waren sie letztmals im März vergangenen Jahres. Die FDP käme auf 6 Prozent (-1). Die AfD könnte mit 14 Prozent (-1), die Linke mit 5 Prozent (+1) rechnen.

Am 8. März, dem Internationaler Frauentag, wird weltweit auf die Ungleichbehandlung von Frauen aufmerksam gemacht. Aus Sicht der Bundesbürger gilt es zentrale Anliegen des Frauentages offensichtlich auch in Deutschland weiter zu verfolgen. So sehen sich die Frauen in Deutschland deutlich benachteiligt bei Löhnen und Gehältern, der Absicherung im Alter und der Pflege von Angehörigen. Eine Sichtweise, die auch jeweils eine Mehrheit der Männer teilt. Deutliche Benachteiligungen macht jeweils eine Mehrheit der Frauen in Deutschland ebenfalls nach wie vor bei der Besetzung von Führungspositionen wie auch der Aufteilung der Kinderbetreuung aus. Hier sind sich die Männer bezüglich bestehender Frauen-Nachteile zugleich auffallend uneins. Als Vertreter von Frauen-Interessen sehen die Bundesbürger in erster Linie die Grünen, gefolgt von SPD und Linken. Die übrigen Bundestagsparteien, einschließlich der Union, gelten dagegen kaum als Sachwalter für die Belange von Frauen. Frauen tun sich bemerkenswerterweise schwerer als Männer, eine Partei zu benennen, die ihre spezifischen Interessen vertritt. Bei insgesamt niedrigeren Antwortniveaus sehen allerdings auch sie Grüne, SPD und Linke am ehesten als Anwalt eigener Interessen.   

Studieninformation
Grundgesamtheit

Wahlberechtigte in Deutschland

Erhebungsmethode

Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung

Fallzahl

1.311 Befragte
(781 Telefoninterviews und 530 Online-Interviews)

Erhebungszeitraum

27. Februar bis 01. März 2023

Schwankungsbreite

2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent

© infratest dimap

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